STORY

Cordelia Loosen-Sarr

LIVING FLUTES WITH HEART & SOUL


Ich bin in einer künstlerischen, alternativen und spirituellen Familie aufgewachsen. Meine Eltern liebten Musik und Kunst. In meiner Kindheit und Jugend war ich musikalisch sehr aktiv, ging fast jeden Tag zur Musikschule, spielte in Ensembles, Kammermusikgruppen, im Orchester und in einer Folkloregruppe. Ich hatte sehr qualifizierte und engagierte Lehrer. Mit 11 Jahren hatte ich meine ersten öffentlichen Auftritte, ich nahm regelmäßig an „Jugend musiziert“- Wettbewerben teil und erhielt mehrere Preise im Solo- und Ensemblespiel. Von meinem 16. Lebensjahr an spielte ich in einer Band, wo ich das Improvisieren und vielfältige Musikstile wie Blues, Afro, Latin, Folk und Jazz kennen lernte.


Ich machte die Erfahrung, dass ich die Menschen mit meinem Flötenspiel tief berühren und begeistern kann und eine starke Wirkung auf das Publikum habe. Erlebnisse, wo mir Zuhörer weinend die Hände küssten oder als ich z. B. im Gefängnis spielte, wo sich ein Mann, der jahrelang nicht mehr gesprochen hatte, durch mein Spiel wieder öffnete und zu sprechen begann, sind große Geschenke für mich, die ich nie vergessen werde. Ich begriff, dass ich mich total über die Musik und meine Flöten ausdrücken kann − das, was mit Worten nicht möglich ist auszudrücken, die tiefsten Schichten meines Herzens und meiner Seele.


Das waren so tiefe Glücksmomente, die mich mit dazu bewogen, meine Gabe und Liebe zum Musizieren zu leben und Musik als Beruf zu wählen. Mit 17 Jahren machte ich dann die Aufnahmeprüfung als Jungstudierende für das Klassikstudium an der Musikhochschule Düsseldorf.


Ich liebe Musik sehr, da sie eine universelle Sprache ist, die andere, tiefe Bewusstseinsebenen anspricht und mit der ich jenseits aller Grenzen Kommunizieren kann. Beim Spielen kann ich ganz eins sein, mit allem − alles transportieren, was ich fühle, ganz darin aufgehen.


Mein erstes Anliegen ist,mit meiner Musik Menschen zu berühren und zu bewegen − dass durch mein Spiel Resonanz in Körper, Herz und Seele entsteht und in dem jeweiligen Menschen etwas bewirkt.

Dann ist auch der Aspekt des „Brückenschlagens“ für mich sehr wichtig. Ich lernte schon früh als Kind Musik aus aller Welt und Menschen der verschiedensten Kulturen kennen und lieben. Dieser multikulturelle Einfluss und mein Interesse an den Musikstilen ferner Länder bewogen mich von Jugend an − über das Klassik- und Jazzstudium hinaus − zum Spiel mit Musikern aus aller Welt. Da fühle ich mich musikalisch zu Hause. Durch die große Bandbreite meiner musikalischen Ausbildung, meine Offenheit sowie die Kunst des Improvisierens in allen Musikgenres gelingt mir die musikalische Begegnung mit Künstlern über alle politischen, kulturellen, religiösen und musikalischen Grenzen hinweg.


Nach dem Motto „Musik ist der kürzeste Weg von Herz zu Herz“ sehe ich Musik als Kommunikationsform zwischen Menschen aller Nationalitäten, Kulturen, Religionen und gesellschaftlichen Schichten. Dabei spielt es keine Rolle, ob ich in Projekten und Ensembles mit einem Scratcher, Rapper oder jamaikanischen Rasta, mit afrikanischen, vietnamesischen oder Jazzmusikern spiele, meditative Heilklänge, eine Live-Performance auf Dance Floor Beats anbiete oder die erste Flöte in der Zauberflöte spiele. Wie Jehudi Menuhin schon sagte:

„Musik ist ein weltweit einigendes Band zwischen den Menschen“. Dies habe ich überall auf der Welt erlebt: Ohne ein Wort der Landessprache zu beherrschen, öffneten sich durch mein Spiel die Herzen für mich,

zwischen den Musikern und zwischen den Zuhörern. Das ist für mich gelebte Völkerverständigung durch Musik.


Außerdem liebe ich es, neue Verbindungen zwischen verschiedenen Musikgenres und Kunstformen zu erschaffen sowie innovative Projekte und neue Veranstaltungsformen im Kulturbereich zu kreieren wie z. B. Erlebnis- und Mitmachkonzerte.


Im Laufe meines musikalischen Wirkens habe ich die Spielweise der Flöte in ihren  Ausdrucksmöglichkeiten erweitert. Die Flöte ist ein Ur-Instrument und durch den freien Atemfluss dem Ausdruck der menschlichen Stimme am nächsten. Mit einer Flöte lassen sich alle Gefühle und Energien bis in die letzten Feinheiten ausdrücken. So ist es z. B. auch möglich mit der Flöte zu hauchen, zischen, schmatzen…, Wind- und Naturgeräusche zu imitieren. Das zusätzliche Benutzen von Atem- und Blasgeräuschen sowie der Stimme

beim Flötenspiel ermöglichen mir auch heftige, sehr expressive Gefühle zum Ausdruck zu bringen, wie z. B. Aggressivität.


Die Flöte hat leider heutzutage immer noch das ausschließliche Image des zarten Instrumentes und ihr Musikeinsatz wird auf diese Stimmung beschränkt. Da aber in populärer Musik der Ausdruck starker Gefühle gefragt ist, ist hier das Flötenspiel kaum vertreten. In meiner musikalischen Laufbahn bin ich immer wieder den Vorurteilen und dem „Nischen- Dasein“ der Flöte in der populären Musik begegnet. In meinen Lieblingsmusikstilen Funk, Reggae und Blues ist im Radio und in den Medien keine Flöte zu hören.


Ich war oft in der Situation zu zeigen, dass ich mit einer Flöte und meiner Stimme zu jeder Art Musik spielen

und alle Gefühle genauso kraftvoll und überzeugend rüberbringen kann wie z. B. eine verzerrte Gitarre oder expressiver Gesang.Durch meine Entwicklung dieser Bandbreite und Intensität an Ausdrucksformen im Flötenspiel kann die Flöte auch in jeglicher „nicht klassischen“ und populärer Musik ihren Platz einnehmen.

Mein Ziel ist es, die Flöte aus ihrem Schatten-Dasein in der populären Musik zu befreien und ihr dort einen vollwertigen Platz zu „erspielen“.


Das Musikmachen hat mich in meinem Leben sehr vieles gelehrt. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass sich die Liebe, die ich in die Musik hinein gebe, auf meine Zuhörer überträgt und wieder zu mir zurückkommt. Und das Schönste für mich ist, dass ich beim Musikmachen in einen Zustand höchster Kreativität und Verbundenheit mit mir, meinen Potentialen, meiner Seele und dem Höchsten, dem Göttlichen sein kann. Das ist ein Zustand von ganz im Jetzt-, Wach- und Klar- Sein, von Energie, Weite, In- der- Liebe- und Glücklich-Sein.


Musik und Bewegung bzw. Tanz sind für mich eine Einheit. Wenn mir die Musik richtig gut gefällt, fängt mein Körper automatisch an sich zu bewegen. So tanze ich auch viel bei meinen Konzerten auf der Bühne.

 

Durch das Aufwachsen in einer alternativen Yoga-Familie, mit starkem Bezug zu Natur, Naturheilkunde und gesunder Ernährung, war es für mich leicht, eine authentische Persönlichkeit und ein bewusstes Leben zu entwickeln. Dies spiegelt sich natürlich auch in der Art und Weise, wie ich Musik mache und mich auf der Bühne verhalte. Je näher ich an meinem eigenen Sein und dem So- Sein des Moments bin, desto besser kann ich mich musikalisch ausdrücken und kommt es auch beim Zuhörer an.                                                                                                                                                                                                          

Dafür muss ich in meinem Alltag auch etwas tun. Um diesen Zustand zu erreichen, bereite ich mich nicht nur organisatorisch und musikalisch sondern auch energetisch sehr gut auf meine Konzerte vor, sodass ich dann mit voller, hoher Energie spielen und alles, was auf mich zukommt, managen kann. Dann genieße ich mit Freude das Zusammenspiel mit meinen Mitmusikern und die Interaktion mit dem Publikum.